Die Imperialisten mögen sich nicht dreinreden lassen, wie sie mit Minderheiten umgehen, die Separatisten mögen sich nicht dreinreden lassen, dass sie sich in ihren Methoden und Zielen nicht von den Imperialisten unterscheiden. - Und der einzelne Mensch lässt sich mal für das eine, mal für das andere verheizen.
Zitat: wenn die kurden zwei separate staaten wollen und nicht zur türkei gehören wollen dann ist das ihr gutes recht.
Das ist "völkerrechtlich" sehr umstritten. "Völkerrecht" schreibe ich deshalb in Anführungsstriche, weil der Begriff eine andere Verwendung hat, als es meines Erachtens richtig wäre. Die gewöhnliche Begriffsverwendung ist schon deshalb falsch, weil unter dem Begriff zwischenstaatliches und überstaatliches (UNO) Recht debattiert wird, jedenfalls nur selten das "Völkerrecht" als "Recht von Völkern", sondern die "außenpolitische Rechte von Staaten".
Als Völkerrecht im eigentlichen und engerem Sinne würde ich kulturelle Identitätsrechte auffassen. Dazu braucht es jedoch keinen eigenen Staat, keinen "völkischen Staat". Die Geschichte der "völkischen Staaten" ging zu oft mit rassistischer Diskriminierung einher.
Zitat: Sie haben gemäß des Völkerrechts ein Recht auf Selbstbestimmung falls man ihnen die Eigenschaft ein Volk zu sein zuspricht.
Von fremder Anerkennung allein kann nicht abhängig sein, ob ein Selbstverständnis rechtens ist. Was Recht ist, kommt ohne den Kompromiss meist nicht herum. Die Nichtanerkenner und die Selbstanerkenner stehen gleichermaßen in der Probe, auf welche Weise sich ihre Rechtsanschauung äußert.
Zitat: wenn heute die türkei annerkennt , dass es andere minderheiten in diesem land gibt , dann muss sie diesen auch ihre rechte geben , auch das recht auf selbstbestimmung, falls dies gefordert ist.
Wo möchtest Du die Grenzen ziehen? Quer durch Istanbul? Umsiedlungsprogramme? Und streiten um "selbstbestimmtes" Wasser? Die Türken oder die Kurden sollen dursten? - Feine Welt im Kleinen?
In der zerfallenen Sowjetunion werkelten alle "Völker" an der Erschließung Sibiriens. Heute diktieren "Russen" mit GASPROM, welche Temperaturen in der Ukraine ausreichen. - Feine Welt? Nein, nicht nach meinen Vorstellungen:-), was da alles unter "Freiheitskampf" bzw. "Freiheit" firmiert und sich zulasten anderer bereichern will - anstatt den Interessenkompromiss zu suchen. Und funktionieren tut es nur, solange die Bereitschaft ist, massenhaft dafür Menschenleben zu "opfern", der anderen Seite anzukreiden, ... Feine Welt? Mir nicht.
Der Separatismus ist nicht minder Krieg schürend als es der Imperialismus ist. Und "Imperialismus" meint hier mal nicht, was gewöhnlich damit angefeindet wird, sondern was es begrifflich im engeren Sinn bedeutet: Eine institionelle Macht ohne Rücksicht auf andere ausweiten.